Publikation: Knut Ebeling, Gerko Egert u.a. – Mind Fracking, Punkt
Veröffentlichung von Knut Ebelings und Gerko Egert Sammelbandbeitrag »Mind Fracking, Punkt. Zukunftsszenarien von akademischen Bohrinseln«
Als Teil des Sammelbandes Zukunft, gefaltet. Choreographien des Als-Ob, herausgegeben von Martina Bengert, Jörg Dünne und Max Walther, erscheint im Oktober 2021 ein gemeinsam mit Michael Cuntz verfasster Beitrag von von Knut Ebeling und Gerko Egert .
Auszug des Beitrags
»Einen Ball, der durch die Luft fliegt, fängt man nicht, indem man dorthin läuft, wo er ist, sondern dorthin, wo er auf die Erde kommen wird. Das weiß jeder Hund. Handeln, auch menschliches, ist niemals nur eine Tätigkeit im Präsens. Sie ist in die Zukunft gerichtet, oder besser: Annahmen über die Zukunft wirken auf die Handlung ein und bilden sogar einen wesentlichen Teil von ihr. Nicolai Bernstein beschreibt dies als ›motor problem‹. Wie muss eine Handlung verlaufen, damit sie in der gegebenen, aber auch in der zukünftig entstehenden Situation andere Handlungen affiziert und durch diese affiziert werden kann? Erfahrung ist dabei ein wesentlicher Teil zur Artikulation des ›motor problem‹. Um nicht in der Gegenwart ›stecken zu bleiben‹ wird die gegenwärtige Handlung in die Zukunft modelliert bzw. extrapoliert. Bei einem ausschließlich von der Gegenwart ausgehenden Problem würde die Handlung ›ins Leere laufen‹.«
Inhaltsbeschreibung des Sammelbandes
»Gründet Werkstätten!« ist eine mögliche Antwort auf die aktuellen Anforderungen, die gerade die Geisteswissenschaften dazu auffordern, sich in politische Diskurse einzuschreiben und diese darüber mitzuschreiben oder mitzugestalten. Unterbrechungen und Neuanschlüsse, das Kurzschließen und Öffnen linearer Fort-Schriften scheint uns hierbei ein möglicher Modus.
Zukunft, gefaltet. Choreographien des als-ob ist das für den Moment im Zeichenhaften stillgestellte Ergebnis einer kollaborativ-experimentellen Schreib- und Denkwerkstatt, an der elf Wissenschaftler:innen und Künstler:innen beteiligt waren. Angelehnt an das surrealistische Spiel Cadavre exquis waren die Mitschreibenden gleichsam Mitfaltende, Unterbrechende wie Unterbrochene: Ausformulierte Ansätze wurden, getaktet und gezeittafelt, fortgeschrieben, letzte Sätze eingefaltet weitergegeben und mitgerissen, woraus sich neue Anschlüsse, lose Enden und schlussendlich neun Textskulpturen ergaben, die die Signatur einer verzweigten Textagentur tragen. Agierende waren dabei nicht allein die Autor:innen oder die flüchtige Autor:innengruppe, sondern ebenso die Spielregeln, die Post und deren Irrwege, die lose im Dazwischen hängenden Anschlüsse, usurpatorische Würfelspiele und nicht zuletzt das Herausgeber*innen-Kollektiv, das als schaltende und verwaltende Instanz aktiv-passiv mitschrieb und (ver-)formte.
Zukunft, gefaltet. Choreographien des Als-Ob erscheint im Oktober 2021 bei nocturne, Berlin/Weimar. Es kann als Taschenbuch für 20€ (über Email an info@nocturne-plattform.de) bestellt werden und ist in digitaler Versionkostenfrei zugänglich.