Schreiben über Kunst als feministische Kritik
Welche Optionen hat ein Schreiben über Kunst, das sich selbst als feministische Kritik versteht? Wie kann es in hegemoniale Erzählungen intervenieren, nicht nur auf einer Ebene der Inhalte und Themen, sondern auch in seinen Perspektivierungen und ästhetischen Zugängen? Diese Frage stellt das Projekt ausgehend von drei Autorinnen, die um 1970 über Kunst schrieben und darüber zu Feministinnen wurden (Jill Johnston, Lucy Lippard und Arlene Raven). Gemeinsam ist ihnen, dass sich ihre Texte in einer Gleichzeitigkeit bewegen zwischen einerseits betont subjektiven Schreibweisen und andererseits Strategien, die eine individuelle Autorschaft gerade zu unterwandern scheinen: Textcollagen aus gefundenem Material, (auto)fiktionale Elemente oder kollaborative Arbeitsformen; alle drei nehmen zudem offensiv Ästhetiken der Kunst auf, über die sie schreiben. Diese Ambivalenz aus Sich-Zeigen und Sich-Verlieren erfasst das Projekt mit Donna Haraways Begriff des Situierten Wissens und Sara Ahmeds queer-phänomenologischer Denkfigur der Orientierung. Beide fokussieren, ausgehend vom Sehen als Metapher und Instrument der Wissensproduktion, die Gebundenheit des Denkens und Sprechens an eine spezifische Position, die aber stets fragmentiert und unverfügbar bleibt. Welche Möglichkeiten diese Aporie in den Text hineinzutragen, so fragt das Projekt, eröffnen sich gerade im Schreiben über Kunst in seiner Wechselbeziehung mit dem ästhetischen Gegenstand? Welche ästhetischen Verfahren und Ausformungen lassen den stets unmöglichen Ort des Sprechens in den Text hinein, welche Formen von Wissen entstehen daraus – und welche Potentiale liegen darin für eine feministische Kritik?