Sprechen sehen. Medien der künstlerischen Forschung.
„Sprechen ist nicht sehen“ schrieb Maurice Blanchot 1969 und verkehrte damit die klassische Text-Bild-Forschung in Kunstgeschichte und Philosophie. Doch während die epistemische Sonderrolle des Sehens und des visuellen Wissens im Gegensatz zum wissenschaftlichen Diskurs in den letzten Jahren eingehend untersucht worden ist, fragt das Projekt im Sinne der vom Netzwerk angenommenen Immanenzebene zwischen künstlerischer Forschung und ästhetischer Theorie nach neuen Austauschbeziehungen zwischen beiden Bereichen: Was hat es miteinander zu tun, dass die Konzeptkunst der letzten Jahrzehnte immer diskursiver wurde, während die Theorie sich ihrerseits immer öfter in Bildmedien artikuliert? In unzähligen künstlerischen Forschungen finden mittlerweile selbstverständlich Verschränkungen zwischen den Domänen Wissenschaft und Kunst statt: ›Klassische‹ Medien künstlerischer Forschungen wie die Diagrammatik, der Essayfilm oder auch die lecture performance bemächtigen sich einerseits des Wissens und der Wissenschaft; umgekehrt teilen sich heute viele Theoretiker mit Vorliebe über Bilder oder Blogs mit, wie dies in unzähligen Youtube-lectures und Video-Vorlesungen geschieht. Das hat zur Folge, dass die alte Trennung zwischen der Sichtbarkeit der Kunst und der Sagbarkeit des Diskurses überschritten und die Grenzen zwischen ihnen neu definiert werden.